Baden und Kultur in Bad Füssing vom 01. – 08. März 2025
anno dazumal :
Mit folgender Geschichte könnte die Wirkung des Thermalwassers nicht treffender beschrieben werden:„Dem edlen, ehrwürdigen und gestrengen Herrn Heinrich von Neuneck, commanthur des Deutschen Ordens, seinem günstigen Herrn."
Edler, ehrwürdiger, gestrenger und günstiger Herr und Gebieter. Euer Ehrwürden seien meines ganz willigen Dienstes allzeit versichert. Vor etlicher Zeit haben mich Euer Gnaden ersucht aufgefordert, durch einen schriftlichen Bericht die natürlichen Wirkungen und die Natur des „Curlen Badts“ Bad Füssing (heute noch bekannt), darinnen Euer Ehrw. und Gestr. kürzlich gebadet, aufzuzeigen und dieses Bad gegen das „Zeller“ (Liebenzeller und Rietenauer Bad) abzuwägen, zu probieren und zu beurteilen, in welcher Weise sie einander gleichen oder nicht. Zu besonderem untertänigen gefallen Euer Ehrw. und Gestr. habe ich mich (soweit es mir meine anderen Pflichten und meine täglichen Geschäfte für meinen Herrn und die Bürger der Stadt Backnang erlauben) der Sachen beladen und angenommen.
Vorgedachtes Bad und das Zeller Bad sind in der Wirkung und Natur fast gleich, aber dieweil von dielen Gelehrten der Medizin die Natur des Zeller Bads genugsam gewürdigt worden, ist es meines Erachtens ganz überflüssig, Eurer Ehrwürden damit zu bemühen.
Was aber das Füssinger Bad anbetrifft, finde ich es gegenüber den beiden andern Bädern in der Wirkung etwas reicher, vortrefflicher, nutzbarer und fruchtbarer, insbesonderheit für die Kranken, so böse grobe Rauden haben, Schäden wie Kopfweh, Lähmungen, Husten, Magenverengung, Fieber, Wassersucht, Bauchweh, kalten Harn und Podagra (Gicht) haben. Dieses Bad stärkt auch die Natur, reinigt und heilt schnell und trocknet die übrige Feuchte aus kalter Feuchtigkeit. Dass dem wirklich so ist, zeigt die tägliche Erfahrung und die Probe des Wassers deutlich an, denn dieses Badbrunnenwasser ist weißlich trüb und schwer.
Wenn dieses Wasser in einem Tuch austrocknet, ersieht man aus seinem Geruch, Geschmack, seiner Trübe und Schwere, dass es von feuchten Adern, vermischt mit ein wenig Schwefel, Blei und Alaun, durchzogen ist. Wird das Wasser gekocht, so bilden sich Steine im Kessel. Solche Steine in Pulverform sind nützlich für alle möglichen Schäden. Obwohl sich noch vieles darüber schreiben ließe, will ich es bei dem Berichteten belassen, damit aus diesem Brief nicht ein Buch werde.
Es soll nun eine kurze Unterrichtung folgen, wie man sich in allen Bädern mit Essen und Trinken und anderen Dingen verhalten soll:
Zum ersten, wenn einer beschlossen hat, in ein Bad zu gehen, soll er anfangs nicht eilen, gleich viele Stunden täglich zu baden, denn durch zu vieles Baden wird die Natur merklich geschwächt. Deshalb genügt es, sechs oder sieben Stunden (!) am Tage zu baden.
Zum andern soll niemand mit vollem Bauch baden, sondern zuvor zwei oder drei Stunden ruhen und im Bad weder essen noch trinken. Doch ist der Mensch schwach, so mag er, bevor er ins Bad sitzt, ein wenig von Mandeln, Anis, Fenchel, Coriander und Zimt, ferner von einem Huhn, von Brühe Erbsen, Suppen oder sonst einem kräftigen Fleisch oder von Eiern genießen, wie solches auch die Doctores verschreiben.
Zum dritten, nach dem Nachtessen oder in der Nacht, ist es nicht gut, zu baden. Es ist auch wohl zu beachten, dass niemand zu heiß baden soll, sondern langsam und temperiert.
Zum vierten, es soll jeder nach dem Bad eine gute Weile ruhen, bevor er wieder isst.
Zum fünften, niemand soll in das Bad sitzen, bevor er nicht seinen natürlichen Stuhlgang vollbracht hat.Zum sechsten mag man bisweilen auch Käswasser von Gaisenmilch gemacht und mit ein wenig Essig vermischt, vor dem Morgen- oder Nachtessen nehmen und einen Trunk davon tun. So aber der Patient gegen den Geschmack der Gaisenmilch Abneigung hat, mag er sie mit Zimt, Muskatblüte und Zucker gut vermischen.
Zum siebten mag man auch von den Pillen, Deina genannt, die es in der Apotheke gibt, stets eine vor dem Nachtessen einnehmen oder auch Plaumenmus, genannt „Diaprunis“ oder andere Medikamente, um den Stuhlgang zu bewegen.
Zum achten, wenn aber der Durst überhand nimmt, mag man Gerstenwasser, darin Anis, Süßholz, Rosinen und Zimt gesotten worden, nehmen und trinken, oder Sanct Johannes Träublensaft.
Zum letzten soll auch gute Ordnung mit Essen und Trinken gehalten werden. Insbesonderheit soll man sich auch enthalten von Schweinefleisch und Käsmilch, kalten Früchten und Obst, sowie allem das scharf und sauer ist, als da sind Knoblauch, Rettig, Zwiebel, Senf, Ingwer, gesalzene Hering, Fisch, Kutteln, Gekröse, Hirn und anderen groben Speisen.
Das ist kurz gesagt meine Meinung von diesen Bädern. Ich hoffe, Euer Ehrwürden und Gestrengen, damit gefällig gewesen zu sein und bitte Euer Ehrwürden und Gestrengen, sie wollen dieses mein Schreiben gutwillig annehmen.
Hiermit befehle ich mich Euer Ehrwürden und Streng ganz untertänig.
Euer Ehrwürden und Streng dienstwilliger
Thomas Gabler,
der freien Künste und Arznei Doctor, Stadtarzt zu Backnang.“
(dem ursprünglichen Text nach Dr. Gerhard Hess den örtlichen Gegebenheiten angepasst!)
Neues Angebot : Literarischer Spaziergang im Plattenwald mit Texten von Heinz Erhardt und weiteren AutorInnnen. Mit Anregungen zum Schmunzeln und Nachdenken ! Termine :
Wenn der Hundertjährige sich für die Gratulationen des Albverein beim Vorstand bedankt ! Gedicht vom Jubilar Hermann Müller !
„Corona und die Folgen fürs tägliche Geschäft
Der Bericht in der Backnanger Kreiszeitung zum 1. April hat mich zu einer spontanen Mail an die Redaktion verleitet und deren Reaktion kam dann prompt zurück. Sinn und Zweck: Auch in schwierigen Zeiten sollten wir unseren Humor und die Zuversicht nicht verlieren.
Albert Dietz
01.04.2020 um 09:56 schrieb albverein-backnang:
Wertes BKZ-Team,
die Überraschungsgeschichte von heute Morgen: Endlich hat die BKZ den Ernst der Situation erfasst und steigt in die Produktion von Toilettenpapier ein. Ein Schritt, der schon längst fällig war. Doch schon beim Lesen tun sich Fragen auf. Wischen recycelte Seiten mit Großbuchstaben besser, sind Seiten mit Kleinbuchstaben saugstärker, dürfen benutzte Teile in die WC-Spülung oder müssen diese weiterhin über die blaue Papiertonne entsorgt werden? Ist Händewaschen weiterhin notwendig und wenn ja, wie lange und mit welchen Zusatzstoffen? Solange diese Fragen nicht durch ein zuständiges Bundesamt (evtl. muss ein solches sofort geschaffen werden) geklärt sind, ist auch hier beim Toilettengang unbedingt ein Mundschutz (selbstgemacht, Marke Hausfrauenart) zu verwenden.
Apropos Mundschutz: Dies wäre doch ein weiteres Zusatzgeschäft. Allerdings sollten dafür dann keine Seiten verwendet werden, auf denen besch…. Berichte standen, oder bei in denen über unappetitliche Dinge berichtet wurde, um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden.
Zum Schluss nochmals ein dickes Lob für diese innovative Aktion und die anschauliche und humorvolle Darstellung. Bestellung erfolgt umgehend. Es ist allerdings die Frage, ob die Abgabe pro Haushaltsmitglied oder pro Haushalt erfolgt oder ob auch etwaige unregelmäßige Darmtätigkeit nach Speisen berücksichtigt wird, wenn eine Lieferkette vielleicht etwas zu lange unterbrochen war und zu Unverträglichkeiten geführt hat?
In diesem Sinne „weiter so“ und freundliche Grüße
Guten Abend Herr Dietz,
für alles Lob sage ich Danke, ich bin da unbegrenzt empfänglich. Und für nächstes Jahr fällt uns mit Sicherheit auch was nettes ein.
Da die Resonanz überwältigend war, kann ich leider nicht jedem individuell antworten, bei uns war stundenlang das Telefon überlastet.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Nothstein
Stellvertretender Redaktionsleiter der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung“
Dieses Gedicht entstammt der Feder einer begeisterten Teilnehmerin während eines Aufenthalts in Bad Füssing.
Kaum schtoht dr Februar em Kalender,
kaum isch a bissele vorbei dr Wenter,
no ziagts ohn, des ko net anderscht sei
zom Kura nach Bad Füssing nei.
Dr Omnibus schtoht schon bereit
ond frohgelaunt schteigat mr ein.
Onderwegs wern a paar Liadla gsonga –
wia dr Witsch sen mr en Füssing angekomma.
Raus aus em Bus, z‘ Gepäck verteilt,
zom Zemmerschlüssel hola an d‘ Rezeption geeilt,
die Zimmer sen mehr als okee –
dr „Sonnahof“ isch oifach schee!
Nochmittags geht’s glei nonder zom Bada,
wia duat des guat, em warma Wasser wata!
Wer will der lässt sich vom Whirlpol besprudla,
jetzt hasch du Zeit, brauchsch nemme hudla!
Wers sportlich mog schwemmt em Außabecka,
duat sich fürsche ond hendersche schtrecka,
moinsch grad es gibt nex Schöneres meh,
doch schpäter bisch halt halba hee!
Ab sechse gibt’s Nachtessa, Nachtmahl muass mr scho saga,
jeden Tag 4-Gänge-Menue, do ko sich kois beklaga!
Feine, verschiedene Speise standet uff em Plo,
do wirsch verweht, drhoim denksch mit Wehmut noch dro!
Dr Tag isch non et aus, ond mir treffat ons en dr Bar,
do drenkat mir an guata Wie, des isch doch klar!
S‘ wird schwätzt, gwitzelt, glacht, s‘ isch richtig nett,
am End gohsch a bissele besäuselt en dei Bett.
Oimol en dr Woch tuat ons en dr Bar a Tanzschtond ergötza,
mir guckat halt zua, wia se omanander wetzet!
Sogar a Modeschau wird do kreiert,
drbaei wern die Dama zom Kaufa animiert!
Tagsüber geht’s los mit de Owendunga,
mit Massage, akupunktiere, Fangopackunga,
Wassergymnastik, Fußreflexzona wern massiert,
en dr Hoffnung, dass mr a Besserung verschbiert!
Zwischanei machet mir Fraua an Einkaufsbummel,
s‘ gibt soviel Auswahl an Textilia, kaum an Fummel.
Des kaufa macht Spaß, s‘ isch fascht wia an Rausch –
zur Besinnung ganga mr dann ins Kurkonzerthaus!
Natürlich wird jeden Tag gwandert, des isch ganz klar,
au Sehenwürdigkeita werdet besichtigt, wie jedes Jahr;
z.B. in Passau die Kirch mit der gröschta Orgel der Welt,
oder die Kloschteranlag mit Brauerei, die ons guat gfällt!
Doch alles hat ein Ende, die schöne Zeit geht vorbei,
hoffentlich bleibat mr gsond, no sen mr nächschtes Johr wieder drbei.
Zum Schluss liegt mr ois no arg em Maga –
alle für ihre Bemühunga a herzliches Dankeschö zu saga!
Dr Albverei
Wenn was erleba willsch ond möchscht onter d’Leit
ond wenn dr z’Wandera macht no recht viel Freid,
no fallt drs uff oimol siadichhoiss ei –
probierschs halt amol em Albverei.
Zom Teschta machsch an Wanderung mit –
gucksch dr au d’Leit so o, ha, dia sen ganz fit!
Wenn älles so basst, no bisch so frei
ond wirsch Mitglied em Schwäbischa Albverei!
Mit ischs au so ganga ond jetzt gfallts mir so guat,
dass wenn sich do amol zwoi Woche lang nex duat –
no kriag i Entzugserscheinunga, des isch gar net so fei,
so gwehnscht du di an dr Albverei!
Bei dene Wanderunga kommscht en dr ganza Gegend rom:
en Schwarzwald, uff d’Alb, sogar bis nach Bayern nom;
do siehsch du viel Interessantes bei dieser Reiserei –
ond des biatet dir älles dr. Albverei!
Du laufsch do an manchen Tagen
soweit die Füße tragen –
do bisch älls halba hee drbei
ond des gfallt dr au no em Albverei!
Für d’Kultur sen mir ganz offa,
bei ons wird nemlich net bloß gloffa!
D’Weltkulturerbe zu besichtiga sen mr drbai –
du bildescht de nämlich au em Albverei!
No gibt’s Stadtführunga ond en dr Ölmühle, was ons guat gfällt,
wern Dias vorgführt von dr halba Welt.
D’Gisela Weigle mit ihrer Kräuterküche isch au drbei,
narr, do lernsch sogar no z’Kocha em Albverei!
Für Mundart mit Musik isch d’Ölmühle bekannt –
do kommat Künschtler, Humorischta vom schwäbischa Land.
Do lachscht älls wia domm, dr Bauch tuat dr waih –
des kosch erleba em Backnanger Albverei!
Dr Schtammtisch an dr Schmiede derfe net vergessa,
do wird gmüatlich babbelt, a guats Veschber gessa,
no drenksch no a Viertele, zwoi oder gar drei,
des g'hört au drzua, beim Albverei!
Ond deshalb isch mei gröschte Freid,
dass i Mitglied ben em Albverei!
Jetzt lasst ons heut no fröhlich sei
ond drenkat ois uff dr Schwäbische Albverei!
Margarete Nittmann
"50 Jahre im Albverein" von Hermann Müller 2016
leichter lesbare Version,weiter unten.Freundlicherweise
erstellt von Albert Dietz
50 Jahre mögen es nun sein,
dass ich Mitglied bin beim Albverein.
So steht’s wenigstens in den Papieren
und ich muss mich dabei fast genieren,
dass ich nicht mit all den vielen andern
mich getroffen hab beim frohen Wandern.
Doch es haben die und jene Sachen
mich gehindert, aktiv mitzumachen.
Aber – und Sie dürfen sicher sein –
Sinn und Ziel des „Schwäb’schen Albverein“
sind schon seit den ersten Gründerjahren
wert und wichtig uns, sie zu bewahren,
auch von mir als „altem“ Enkelsohn in der dritten Generation.
Mit den Salzmanns einstens fest verbunden
haben wir gesucht, gespürt, gefunden:
Echte, handfest Schwäbische Geschichte,
Bilder, Dialekt-Gedichte,
Texte über alt und neu Kultur,
Wissenschaft und heimische Natur.
Alles wird im „Blättle“ wohlbedacht
uns verständlich, laufend nahgebracht.
Und dies alles den Gemeinschaft-Sinn
bildend, fördernd, tragend her und hin
Fröhlichkeit in manchem Freundeskreise
da und dort auf die und jene Weise
haben dankbar gerne alle wir empfunden,
wo und wie in ungezählten Stunden.
Vieles gibt’s, doch was könnt’s Wichtgers geben
neben anderem in eines Menschen Leben.
Doch von selbst läuft nichts auf dieser Welt,
und noch wichtiger als s’nöt’ge Geld,
ist der Mensch, der mit viel Zeit und Kraft,
Fortbestand und Weiterleben schafft.
Drum sei Dank all denen, die mit Denken
und mit Tun uns alles dieses schenken,
und die mit gar nicht-zahlbaren Gaben
andern ermöglichen, sich dran zu laben.
Und so ruf ich, immer frohen Mutes
dem Vereine zu: Viel Schönes, Gutes
mög auf seinem Wege ihn begleiten
heut und morgen und in fernre Zeiten.
Zur 50-jährigen Mitgliedschaft beim Schwäbischen Albverein November 2016
Hermann Müller